11 August 2008

Einmal Khulna und zurück…

How many days Bangladesh? 43


Das Foto des Wochenendes!

Eigentlich hatte ich geplant dieses Wochenende ganz entspannt in Dhaka zu verbringen, mir ein wenig die Stadt anzuschauen oder einmal ins Museum zu gehen. Doch dann kam der Anruf am Mittwochnachmittag: „Jan, ich bin gerad auf dem Weg zurück von Khulna nach Dhaka und werde morgen früh dort ankommen. Hast Du morgen noch einmal Lust hierher zu fahren. Ich habe viele Sehenswürdigkeiten noch nicht angeschaut und möchte hier gerne noch einmal hin!“

So stand ich plötzlich vor der Entscheidung: Ein nettes gemütliches Wochenende zu Hause, oder ein Wochenende mit zwei Nächten in Folge in einem Bus und mit folgerichtig wenig Schlaf…


Ich glaub ich steh im Wald ;-)

Na ja, man kommt ja nicht so oft im Leben nach Bangladesch, außerdem ist es immer gut tuend, dem Großstadtlärm ein wenig zu entfliehen und das Leben auf dem Land zu genießen. So kam ich also dazu, ganz spontan nach Khulna und Bagerhat zu fahren. In Bagerhats Umgebung liegen viele Moscheen in den Dörfern versteckt und es befindet sich hier zudem mit der Shait Gumbad Moschee die größte Moschee des Landes. Zusätzlich gibt es eine wunderschöne Landschaft, dörfliches Leben und einen 20 Meter hohen Hinditempel zu besichtigen.

Richard und ich machten uns also am Donnerstagabend um 23:45 auf mit dem Bus nach Khulna. Am kommenden Morgen ein wenig zerknautscht steigen wir aus dem Bus und ich habe noch immer das regelmäßige Hupen des Busfahrers im Ohr…

Glücklicherweise befindet sich direkt an unserer Ausstiegsstelle ein Hotel, in dem wir uns nach der Nacht im Bus ein wenig frisch machen können. Damit fertig mieten wir uns eine Rikscha und fahren herunter an den Fluss, den wir überqueren müssen, um zum regionalen Bustransfer nach Bagerhat zu kommen.

Das erste Mal in meiner Zeit hier werde ich also einen dieser überfüllten und total verschrammten Busse des öffentlichen Nahtransports besteigen. Richard und ich sind die ersten im Bus, entscheiden uns aber aufgrund der geringen Beinfreiheit dazu nicht nebeneinander zu sitzen. Für zwei Personen unserer Größe sind die Sitzreihen einfach nicht gemacht. Wir wussten ja noch nicht was noch kommen sollte…

Der Bus füllte sich also nach und nach und Richard und ich hatten beide bereits einen Sitzpartner als sich ein Mann im Bus weiter nach hinten kämpfte und mir die Hand schütteln wollte (ich saß eine Reihe vor Richard). Als ich ihm die Hand reiche, fängt er plötzlich an sie auf der Ober- und Unterseite zu küssen. Ehe ich bemerke wir mir geschieht, greift er auch nach meiner linken Hand und küsst diese ebenso auf beiden Seiten… Dasselbe wiederholt sich noch einmal mit Richards Händen. Geschafft dachte ich, jetzt kann ja nicht mehr viel passieren. Aber er hatte es nun darauf abgesehen neben mir zu sitzen. So versuchte er meinen Sitznachbarn zu überzeugen, sich doch auf einem anderen freien Platz zu setzen, damit er neben mir sitzen könne. Nach kurzer Diskussion gab mein Sitznachbar nach und ich hatte den Händeküsser neben mir. Leider war er nicht in der Lage ein paar englische Brocken zu verstehen und zu sprechen, von daher waren seine Konversationsversuche nur von bescheidenem Erfolg. Letztlich schlief er während der Fahrt ein lehnte sich im Schlaf immer wieder gemütlich bei mir an. Bei mehr als 30 Grad gibt es schöneres und so habe ich ihn immer wieder sanft von mir weg geschoben.

Damit nicht genug. Auf der Sitzreihe neben Richard hat sich eine Familie mit zwei kleinen Kindern hingesetzt. Plötzlich vernehmen wir ein leises quieken aus der Sitzreihe und sehen, wie der kleine Junge ein Hühnchen an den Flügeln fest hält. Es ist quasi sein Haustier, denn um es am Abend zu essen ist noch ein wenig an dem kleinen Hühnchen dran.

Na ja, auch das überstehen wir beide ganz routiniert und erreichen schließlich nach einstündiger Erlebnisfahrt Bagerhat.

Den Handküsser können wir dort so gerade abschütteln, er möchte uns anscheinend noch zu sich nach Hause einladen. Aufgrund der mangelnden Möglichkeit zum Austausch von Gedanken entscheiden wir uns aber dafür die Flucht auf eine Rikscha zu ergreifen und zur größten Moschee Bangladeschs zu fahren.

Die Shait Gumbadh Moschee

Von dort aus haben wir eine große Tour zu mehreren in der Umgebung verstreuten Moscheen gemacht und dabei neben den Bauwerken vor allen Dingen einen tollen Einblick in das ländliche Leben in Bangladesch bekommen. Wir sahen einfachste Hütten und man konnte sich vorstellen eine wahre Zeitreise unternommen zu haben. Die Leute hier leben von dem, was die Natur ihnen gibt. Das Holz zum Kochen wird hier noch genauso gesammelt, wie das Gemüse selber angebaut wird.

Ein Dorf in der Umgebung von Bagerhat

Die Hitze an diesem Freitag war unbeschreiblich. Ich bin deshalb, genauso wie viele Bangaldeschis den ganzen Tag mit meinem Regenschirm als Sonnenschirm herumgelaufen. Auf unserem Spaziergang durch eine Stadt sind wir dann an einem Zirkuszelt vorbei gekommen und wenig später standen dann auf einmal zwei Elefanten 5 Meter von uns entfernt. Sie haben Äste von Bananenbäumen zerlegt und hatten wohl ein wenig Auslauf.

Elefanten im Hintergrund und ich schütze mich vor der Sonne

Nachdem wir uns ein Mittagessen in einem mehr oder weniger vertrauenserweckendem Lokal gegönnt haben, und dort eine ganze Weile nach kühler Luft geschnappt haben, konnten wir uns noch einmal aufraffen und haben die nächste Rikscha genommen um zum Hinditempel zu fahren.

Der Hinditempel

Angekommen an diesem abgelegenen Ort fanden wir dort ein paar Kinder vor, die vor dem Tempel Fußball spielten. Nichts leichter als das dachten wir und haben gleich mal ein wenig mit den Kleinen gespielt. Es ist wirklich faszinieren, das selbst an den entlegensten Winkeln dieser Erde die Leute Fußballer wie Michael Ballack kennen… Ob er sich seiner Bekanntheit wohl bewusst ist?

Eine etwas einfachere Rikscha

Nach der kurzen Visite dort machten wir uns wieder auf nach Bagerhat von wo aus wir zurück nach Khulna zurück fuhren. Im Bus saß wieder ein kleiner Junge mit einem Hähnchen aber immerhin kein Händeküsser mehr.

Bevor unserer Nachtbus gen Dhaka startete gönnten wir uns noch ein Abendbrot in einem Lokal, in dem wir einen Teil der Eröffnungsfeier der olympischen Spiele sehen konnten. Leider haben wir den Augenblick der deutschen Mannschaft und der Mannschaft von Bangladesch verpasst.

Am nächsten morgen erreichten wir gegen 7 Uhr Dhaka ich bin erst einmal in einen langen Schlaf bis um 14 Uhr gefallen. So wurde aus einem zunächst entspannt angedachten Wochenende auf einmal ein ziemlich ereignisreiches.

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