13 September 2008

Letztes Wochenende in Dhaka: Stadtour



How many days Bangladesh? 77

Wow, ich schaue am Morgen überrascht in meinen Kalender und merke: Es ist ja bereits der 12. September!!! Mein letzter Freitag hier in Bangladesch, nur noch 3 Tage, bis mich ein Flugzeug bis nach Kolkata bringen wird, wo das Abenteuer Indien auf mich wartet!
Dieses Wochenende ist zugleich Richards letztes Wochenende und so haben wir uns dazu entschlossen noch einmal Dhaka unsicher zu machen.
Am Morgen schlüpfe ich in die Rolle des Touristen (der ich ja eigentlich die ganze Zeit bin) und nehme mir vor, all die Gerüche, Geräusche und Bilder in mich auf zu saugen, um noch einmal das wahre Leben in Bangladesch zu spüren. Im Alltag, der sich auch hier irgendwann eingestellt hat, geht einem dieses spezielle Interesse ja manchmal verloren. Insbesondere wenn man arbeitet…

Das Parlament von Bangladesch

Der Tag fing gleich mit einer typischen Kuriosität hier an. Richard und ich haben uns am Parlament verabredet, da wir beide es bisher nur im Vorbeifahren besichtigt haben. An einer Kreuzung in unmittelbarer Nähe zum Parlament wollten mir 2 kleine Mädchen ein paar Blumen verkaufen. Ich saß in meiner CNG und zeigte kein weiteres Interesse an den Blumen. Nach gefühlten 5 Minuten waren sie dann weg, um ihr Glück bei anderen Autos, CNGs oder Rikschas zu probieren. Auf einmal kamen sie zurück und sagten zu mir „Bondhu, Bondhu“. Strahlend und voller Freude wollten sie mich also auf einen „Freund, Freund“ aufmerksam machen. Ich schaute aus meiner CNG raus und ich sah einen „Bedeschi“ (Ausländer) auf einer Rikscha sitzen. Wie der Zufall (oder auch die Wahrscheinlichkeit) es wollte, war es Richard!!! So konnten wir bereits von dort unseren Trip zum Parlament beginnen, doch erst einmal konnten wir es kaum fassen, wie der Zufall uns an diese Kreuzung geführt hat. An diesem Beispiel zeigt sich wirklich sehr gut, wie selten hier in Dhaka noch „Bedeschis“ sind. Außerhalb von Gulshan (dem Bezirk mit den Botschaften etc.) sind Ausländer wirklich eine Seltenheit. Die Bangladeschis reagieren im allgemeinen aber auf eine sehr nette Art, wenn sie einen Ausländer sehen. Entweder man wird anhaltend angestarrt, oder es werden die üblichen 3 Fragen gestellt. „What is your country?“ oder manchmal auch einfach „Country, Country?” „How are you?“ und natürlich nicht zuletzt „How many days Bangladesh?“. Wie man Bangladesch findet, wird meist mit “What do you think about Bangladesh?” eingeleitet. Auf ein einfaches, ja das Land ist toll und die Leute sind sehr nett, wird stets mit einem “but very poor…” (aber sehr sehr arm) entgegnet…
Also nach unserer kleinen Stippvisite am Parlament haben wir uns auf den Weg zum New Market gemacht. Ich wollte unbedingt noch ein paar Fotos dort schießen, da ich in Deutschland ein paar Fotos von einer Brücke aus gesehen habe. Dieses Foto wollte ich selber noch einmal schießen, halt 2 Jahre später als damals aufgenommen.
Auf dem Weg haben wir noch einen wunderschönen Rikschastau mitgenommen. Einfach unglaublich, es standen mindestens 500 Rikschas kreuz und quer durcheinander um in eine andere Straße ein zu biegen.

Der Rikschastau von einer Brücke fotografiert

Da wir nicht so lange im Stau stehen wollten, haben wir uns entschieden den Rest des Weges zu Fuß zurücl zu legen. Wir überquerten die Fußgängerbrücken und haben uns ins Getümmel in und um den New Market gestürzt. Der New Market ist eine Ansammlung an kleinen Geschäften in denen man alles Mögliche kaufen kann. Geschirr, Toaster, Hemden, Gemälde und so weiter. Ich habe mir noch eine neue Tasche gekauft. Zum Kauf einer Piloten-Sonnenbrille konnte ich mich nicht durchringen, da sie als Spaßkauf doch noch zu teuer war.

Ich auf einer Fußgängerbrücke

Das besagte Bild am New Market



Und so hört es sich hier an

Vom New Market aus haben wir dann unsere Dhaka-Tour nach Old Dhaka fortgesetzt. Wir wollten noch in die Bicycle-Street in der Rikschas und Fahrräder verkauft werden. Leider hatten die Rikschaläden alle zu da es Freitag war. Einen Wunsch konnte ich mir aber doch erfüllen: Ich wollte eine dieser Klingeln kaufen, die an jeder Rikscha montiert sind. Letztlich habe ich eine kleiner Klingel gekauft, da ich die große Rikschaklingel an meinem Fahrrad in Deutschland gar nicht befestigen könnte. Der Klang der kleineren Reicht aber auch schon, um sich an Bangladesch und die Geräusche auf den Straßen zu erinnern.
Anschließend haben wir die Hindu-Street gesucht. Eine kleine Straße, in der es Läden mit hinduistischer Kunst und ganz vielen Räucherstäbchen gibt. Für mich war das schon einmal ein Vorgeschmack auf Indien. Mal schauen ob es in Indien selbst auch so intensiv nach abbrennenden Stäbchen riecht wie dort.

Der Choc Bazar direkt am Buriganga River

Es war nun ungefähr 17 Uhr und wir entschieden uns, vor dem traditionellen Ifta-Essen zum Sonnenuntergang im Ramadan noch einen Gewürzmarkt in Old Dhaka zu besuchen. Der Markt stellte sich mehr als Gewürz-, Obst- und Gemüsemarkt heraus, nichts desto trotz haben wir dort sehr viel Spaß gehabt und wir wurden mal wieder von unzählig vielen sehr interessierten Bangladeschis begleitet. An einer Stelle wollten Richard und ich ein Foto vom Fluss machen, da die Sonne gerade über ihm am untergehen war. Nachdem wir dies getan hatten, stand auf einem eine ganze Horde Banglaschis hinter uns und schaute, was wir denn da gerade so machen… Immer wieder lustig, wie neugierig sie sind!

Sonnenuntergang über dem Buriganga River

Interessierte Bangladeschis

Die Sonne ging näherte sich immer mehr dem Horizont. Das bedeutet im Ramadan: Das Fastenbrechen rückt näher. Wir haben zwar nicht den gesamten Tag gefasstet, aber wir haben zu Mittag nur sehr wenig gegessen, damit wir wenigstens ein wenig das Gefühl vom Fastenbrechen mitfühlen können. Wir haben uns ein kleines Lokal ganz in der Nähe das Marktes gesucht und dort gemeinsam mit den wahnsinnig hungrigen und durstigen Muslimen auf den Ruf des Muezzins gewartet!
Der Ifta-Stand vor dem Lokal

Die Tische waren gedeckt und alle Restaurantbesucher warteten nur darauf, endlich einen Schluck von der erfrischenden Saftschorle zu nehmen und die ersten Bissen seit dem Sonnenaufgang zu sich zu nehmen. Es war soweit, der Muezzin ertönte und plötzlich war völlige Stille im Lokal. Die gefüllten Gläser wurden in einem Zug ausgetrunken und das Essen wurde freudig verkostet. Richard und ich taten es den anderen gleich und genossen nicht nur das leckere Essen, sonder vor allen Dingen auch die tolle Atmosphäre!
Wir waren noch gar nicht fertig mit unserem großen Teller, da verließen die ersten Besucher bereits wieder das Restaurant. Der Hunger treibt es bei ihnen wohl ein wenig schneller rein als bei uns. Letztlich saßen Richard und ich als letzte und genossen das erfrischende Wasser.

So sieht ein traditioneller Ifta-Teller aus

Den Abend verbrachten wir dann bei Richard im Guesthouse und spielten mit zwei anderen Bewohnern Pokern. Leider war ich nicht so erfolgreich, so verlor ich 150 Taka in 3 Pokerrunden. Um kurz nach 12 Uhr habe ich mich dann auf den Weg zurück nach Gulshan gemacht. Kurioserweise kamen um diese Uhrzeit kaum noch CNGs an der ansonsten so belebten Mirpur Road vorbei. Ich stand direkt an einer Kreuzung, doch leider waren die wenigen CNGs die vorbei fuhren bereits belegt. Ein Polizist, der an der Kreuzung seinen Nachtdienst hatte, unterstütze mich bei meiner Suche. Als letztlich eine freie CNG kam, notierte er sich sogar die Lizenznummer des CNG-Fahrers, damit ich auch heile nach Hause komme…. Komisch aber wahr!

An diesem Tag habe ich Dhaka noch einmal so richtig genossen, es war toll all die Plätze noch einmal zu sehen. Auch die Erlebnisse mit den tollen, interessierten und neugierigen Bürgern dieser Stadt werde ich vermissen. Wo sonst wird man so oft nach seinem Wohlbefinden gefragt? Vielleicht binde ich ab jetzt einfach jedem auf die Nase, das es mir gerade wunderbar geht…
Jetzt sind es noch eineinhalb Tage hier und ich werde diese Stadt, die Leute, meine Kollegen, das leckere Essen aber auch das Chaos und den Lärm irgendwie vermissen. Hoffentlich komme ich noch einmal an diesen Ort zurück, denn ich würde gerne sehen, wie er in 5 oder in 10 Jahren aussieht. Dazu fällt mir noch ein Zitat während unseres Old Dhaka Trips ein:

Bangladeschi: “Where do you go tonight?”
Jan: “You never know…” und fast hätte mich just in diesem Augenblick eine Rikscha im Höllentempo über den Haufen gefahren…
Hier weiß man halt nie was passiert, und das ist manchmal auch ganz toll!

07 September 2008

Time is running...

How many days Bangladesh? 71

So, da bin ich mal wieder und was soll ich sagen? Die Zeit läuft gerad einfach so und ich merke es gar nicht. Auf einmal soll in 8 Tagen hier schon alles vorbei sein??? Komische Vorstellung, dabei gibt es doch noch einiges zu tun.
Nichts desto trotz freue ich mich auch sehr auf das, was mich nun erwartet. Ich werde mich nach einem Flug nach Kolkata und einer 32-stündigen Zugfahrt bis nach Mumbai nämlich dort mit 2 Freunden treffen, die dort selbst ein Praktikum machen. Und es kommt noch besser: Meine Freundin kommt sogar von Deutschland nach Mumbai und wir werden gemeinsam 3 1/2 Wochen Indien unsicher machen :-)

Insofern ist es einerseits komisch hier weg zu gehen, andererseits freue ich mich natürlich auf die nächste spannende Erfahrung! Zu Beginn werden wir uns wohl von Mumbai aus auf den Weg nach Goa machen, um dort erst einmal richtig schön am Strand zu entspannen. Ich freue mich wirklich sehr darauf, mal wieder außerhalb einer Stadt zu sein.

Also, das nächste Mal melde ich mich dann vielleicht schon aus Indien, vielleicht kommen aber auch am Wochenende noch ein paar Bilder aus Dhaka dazu , da ich noch einmal eine Tourioffensive hier starten werde. Brauche ja noch ein paar Bilder von der Stadt ;-)

Bis bald...